2/19/2015

Schenken -- in Japan auch anders (2)

Und noch einmal. Diesmal eher für Leute, die sich hier länger aufhalten.
Bei längerem Aufenthalt steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man einmal zu Hochzeiten, oder weniger schöne Beerdigungen, eingeladen wird. Als Gast bei einer Hochzeit ist es auch in Deutschland üblich, dass man (in diesem Fall) Hochzeitgeschenke bringt. Über all die möglichen Einzelheiten und Feinheiten möchte ich mich hier nicht auslassen, aber hier gibt es einen wesentlichen Unterschied zu Deutschland.
Wenn man in Deutschland jemanden ein Geschenk übergibt, insbesondere wenn die andere Person ein guter Freund(in) und/oder Bekannte(r) ist, dann bedankt sich diese Person und damit ist der Vorgang im Wesentlichen abgeschlossen.
Nicht so in Japan. Hier geht es ähnlich wie mit dem "kono aida domo", worüber ich vor einiger Zeit schrieb.
Nehmen wir einmal an, dass man einem Freund zur Hochzeit ein Geschenk gibt, von dem (als Empfänger des Geschenkes) man annehmen kann, dass es etwa 200 Euro kostet. Dann gebietet japanische Sitte, dass man diesem Freund ein "Gegengeschenk" - die deutsche Sprache hat gar kein vernünftiges Wort dafür! - macht. Und hier nicht nur einfach ein Geschenk zurückgibt, sondern etwas gibt, was etwa der HÄLFTE des Wertes des ursprünglichen Geschenkes entspricht.
Bei Beerdigungen wird MEISTENS Geld direkt in extra für diesen Zweck erhältlichen Umschlägen an einer Art Empfang überreicht, wo diese registriert werden. Das heisst, man weiss genau, wer wie viel gegeben hat. Dementsprechend werden dann die Gegengeschenke verteilt.
Auch bei Hochzeiten gibt man oft Geld in wiederum extra für diesen Zweck erhältlichen Umschlägen. Und bei Hochzeiten erhält man dann oft einen Katalog, aus dem man sich selbst sein Gegengeschenk aussuchen kann, dass dann später von irgendeinem Kaufhaus zugeschickt wird.

Aber auch "im ganz normalen Leben" kann man nicht einfach jemandem etwas geben und zusehen wie diese/r sich freut. Die betreffende Person wird mit annähernd 100% Wahrscheinlichkeit darauf bestehen, irgendetwas "zurückzugeben" - auch wenn das vielleicht nur ein bischen Gemüse, ein paar Fische oder dergleichen ist (unter Bekannten, Nachbarn etc.).

Wie gesagt, ist es nicht "lebenswichtig", dass man sich mit derartigen Gebräuchen auskennt, aber es macht einen SEHR guten Eindruck, wenn diese Kleinigkeiten so ganz nebenbei wie selbstverständlich vorgenommen werden.

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